Kindlicher Diabetes und Stillen schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Es spricht viel dafür, das Stillen weiterhin als eine normale und schöne Angelegenheit zu sehen, die für Mutter und Kind viele Vorteile mit sich bringt. Im Folgenden gehen wir auf einige wichtige Fakten ein und geben praktische Tipps, wie das Stillen in der Diabetestherapie berücksichtigt werden kann.
Still-Fakten
- Muttermilch enthält 7g Kohlenhydrate pro 100ml.
- Beim Stillen erhält das Kind viele Inhaltsstoffe, die nur in menschlicher Muttermilch enthalten sind.
- Stillen stillt das Bedürfnis nach Nähe, Ansprache und Zärtlichkeit.
- Stillen fördert die Entwicklung von Gesundheit und Selbständigkeit des Kindes.
- Stillen reduziert den Stress bei Kind & Eltern, dadurch:
- Stabilere Zuckerwerte durch weniger Stresshormone
- Einfachere medizinische Routinen (z.B. beim Blutzucker-Messen, Infusionsset-Wechsel, …)
- Stillen dient als schnell verfügbare Nahrung bei niedrigem Blutzucker: insbesondere nachts sehr einfach und ohne Wecken möglich!
- Stillen fördert die Akzeptanz des Diabetes bei Mutter & Kind.
- Ein abruptes Abstillen während der ersten Phase nach der Diabetesdiagnose, wirkt zusätzlich belastend auf das Kind.
Einbindung des Stillens in die Therapie
Für die Therapie ist nicht von Bedeutung, ob es sich um einen vollgestillten Säugling handelt (ganze Stillmahlzeiten) oder um ein gelegentlich gestilltes Kleinkind (kleinere Still-Snacks). Interessant für die Therapie ist vielmehr, ob das Stillen einem festen Rhythmus folgt oder dem Bedarf des Kindes.
Für die Gruppe der Kinder, die einen sehr festen Zeitplan haben, besteht die Möglichkeit, das Stillen in der Basalrate abzubilden. Dies kann jedoch eine Unterzuckerung des Kindes verursachen, falls es zu einer (ggf. unerwarteten) zeitlichen Verschiebung kommt oder das Kind nicht die gewöhnliche Menge zu sich nimmt.
Alternativ – und insbesondere für die Gruppe der Kinder, die nach Bedarf gestillt werden – kann die jeweilige Stillmahlzeit zeitlich und mengenmäßig individuell mit schnell wirksamem Insulin abgedeckt werden. Dazu wird über die Insulinpumpe einfach ein Essen-Bolus abgegeben. Aufgrund der einfachen Handhabung ist dies auch nach der Mahlzeit möglich.
Praktische Umsetzung
Muttermilch enthält 7g Kohlenhydrate / 100ml.
Jedoch: Wieviel ml Milch sind eigentlich nach dem Stillen im Kind angekommen?
Um dies zu ermitteln, gibt es verschiedene einfache Lösungsansätze:
- Mit Hilfe der sensorgestützten Messung (CGM) den Blutzuckerspiegel beobachten und vorsichtig ausprobieren, wie sich die jeweiligen (Still-)Mahlzeiten auswirken.
- Häufig hat die stillende Mutter von sich aus ein sehr gutes Gefühl dafür, wieviel das Kind getrunken hat.
- Die Mutter eine „innere Waage“ entwickeln lassen durch folgende vorübergehende (!) Maßnahmen:
- Der Säugling kann vor und nach dem Stillen gewogen werden.
- Die Mutter kann über 1-3 Tage 2 Stillmahlzeiten pro Tag abpumpen und die gewonnene Milch abmessen.
- Bei der Berechnung lieber abrunden und damit einen Unterzucker vermeiden.
Grundsätzlich gilt, dass es bei Babys und Kleinkindern immer schwierig ist abzuschätzen, wieviel Nahrung im Kind angekommen ist. Des Weiteren schwankt der Blutzuckerspiegel nicht nur durch die Nahrung, sondern auch durch andere Einflussfaktoren wie Stress, Aufregung, Träumen, Wachstum und Krankheit.
Deshalb ist es unabdingbar den Verlauf häufig zu beobachten und darauf zu reagieren (mit Insulin oder Nahrung). Dabei unterstützt eine intelligente Insulinpumpe mit CGM-System enorm, um beispielweise durch automatische Meldungen über Abweichungen informieren zu werden.